GASTRO


Wer die schwedische Hauptstadt besucht, sollte viel Zeit für skandinavische Köstlichkeiten mitbringen! Neben etwas abstrusen Dingen wie „Tunnbrodsrulle“, einer Art Wrap, der in der Basisversion mit Kartoffelpüree, Würstchen, Zwiebeln und Ketchup gefüllt wird und von den Schweden am Liebsten nach einer langen Nacht gegessen wird (vergleichbar mit dem „Absacker-Döner hierzulande“) oder „Surströmming“, einer ziemlich extremen aber traditionellen Sauerfischdelikatesse, gibt es ganz wunderbare Mädchen-Leckerlis wie „Kanelbullar“ (Zimtschnecken), von denen man gar nicht genug bekommen kann. Für das Bullerbü-Feeling braucht es dann auch tatsächlich nicht viel mehr als eine Bulle und das besondere Licht in der schwedischen Metropole z.B. im Mai, wenn „Midsommar“ naht. Am 4. Oktober wird in ganz Schweden übrigens Kanelbullens Dag, der Tag der Zimtschnecke, gefeiert. Ist Schweden nicht großartig? Die süßen Hefeschnecken mit Hagelzucker sind es sowieso, also: Kanelbullar essen, wann immer es geht und am Ende den persönlichen Back-Sieger küren! Hier ein paar von Mimis

Favoriten:
Muffin Bakery
Im zugegeben nicht ganz billigen Stockholm kommt einem die Geldbeutel-schonende (und seeehr leckere) Auswahl der Muffin Bakery sehr gelegen. Es gibt insgesamt drei Filialen in der Stadt – wer jetzt an individualismusberaubte Über-Drei-Etagen-Starbucks-Ecklage-Läden denkt, sollte umdenken, denn die Muffin Bakeries sind klein und schnuckelig genug, um nicht über diese austauschbare und wenig charmante Aalglattheit zu verfügen. Die Schweden haben ihre Antwort auf große Kaffeekette Gott sei dank gefunden. Die Theke präsentiert überbordende Platten mit Muffins und Süßgebäck in großer Vielfalt, es gibt aber auch Paninis oder Sandwiches, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Sehr willkommen weil nicht mitten im Gewusel ist die Filiale am oberen Ende der Fußgängerzone Drottninggatan im Zentrum, wo man für unter fünf Euro für das Kaffee-Muffin-Set dabei ist. Im Team füllen sie die beim Shoppen entleerten Energiereserven wieder auf. Die Mädels hinter der Theke sind sehr freundlich und überhaupt nicht gestresst – den Eindruck erwecken die „Barista“ bei den Schwergewichten in der Coffee-Chain-Klasse ja durchaus...

http://www.muffinbakery.se/
Stockholmer Filialen in drei Stadtteilen: Linnégatan 42 (Östermalm) // Drottninggatan
73 (Vasastaden) // Fridhemsgatan 3 (Kungsholmen)


Nybergs Hembageri
Café/Konditorei mit wunderbar frischen Backwaren und freundlichen Mädels hinter der Theke! Für ein süßes Frühstück perfekt - die Zeitung und kräftigen Kaffee gibt’s dazu und mehr braucht man nicht, um gut in einen Tag in Stockholm zu starten.

http://nybergshembageri.se
Upplandsgatan 26, 11360 STOCKHOLM

Svart Kaffe
Angeblich gibt es in dem kleinen Laden in Södermalm den besten Kaffee der Stadt. Dazu wird Drum&Bass serviert. Heißgetränke für trendige Erwachsene!

Södermannagatan 23, 11640 Stockholm

Stadsmission
Wer sein Geld in diesem schönen Café am Marktplatz ausgibt, hat nicht nur einen klasse Ausblick sondern tut gleichzeitig noch was Gutes. Der Verdienst der Einrichtung geht nämlich an die Obdachlosenhilfe der Stadt. Schnäppchen für den Kleiderschrank warten nebenan im dazugehörigen Secondhand-Laden auf Retrofreunde.

http://www.stadsmissionen.se/Matochkonferens/Cafe--Lunch/
Stortorget 3, 10317 Stockholm

Café String
Halb Café, halb Flohmarkt. Egal, worauf man sitzt, woraus man trinkt oder wovon man isst: alles in diesem Södermalmer Lokal ist käuflich (außer dem hinreißenden Kellner...) Angenehmes Publikum aus Medienleuten, Künstlern und Studenten.

http://www.cafestring.com
Nytorgsgatan 38, 116 40 Stockholm

Sich einmal quer durch (skandinavische) Köstlichkeiten fressen kann man in den Saluhallen in Östermalm, sozusagen dem Zentrum Stockholms. Auch, wer in der Markthalle nichts kauft, kommt auf seine Kosten, denn allein die appetitlich dekorierten Theken sind ein Genuss. Ein Kaffee und - klar - die dazugehörige Kanelbulle sind aber auch für einen etwas schmaleren Geldbeutel drin. Wenn das Wetter nicht so gut ist, kann man hier getrost einen entspannten Mittag starten - oder das Frühstück einnehmen. Tipp: Mit dem (Leih-) Fahrrad sind die Saluhallen gut zu erreichen und von hier ist man schnell in der Innenstadt.

http://www.saluhallen.com
Östermalmstorg, 114 39 Stockholm

KULTUR

Neben den „üblichen kulturellen Verdächtigen“ sollte man einen Abstecher in Stockholms Stadtbibliothek machen - allein das 1928 von Gunnar Asplund erbaute Gebäude macht was her! Im nördlichen Stadtteil Vasastaden gelegen, kann man einen Ausflug hierher zum Beispiel prima mit einer Radtour verbinden - Stockholm ist überschaubar und sehr angenehm auf zwei Rädern zu erkunden, weil viele Radwege auch direkt am Wasser entlangführen. In den Hostels kann man Räder sogar oft kostenlos mieten! Kostenlos ist auch der Eintritt in die zylindrisch gestaltete hohe Halle der Stadsbibliotek, die dem eigentlich nicht herausragend großen Bauvolumen ein monumentales Äußeres gibt. Die zentrale Halle mit den Leihbüchern ist umgeben von Lichthöfen und Lesesälen, die Regale verlaufen auf mehreren Ebenen bis unter die Kuppel. Wenn das Wetter nicht so schön ist, kann man hier also mal ein bisschen in den Büchern blättern (es gibt auch eine große Auwahl an englischsprachiger Literatur). Noch ein

Tipp: bei den Kinderbüchern ist es immer besonders schön*

Stockholms stadsbibliotek, Odengatan 63, Spelbomskan 113 80 Stockholm
http://www.biblioteket.stockholm.se/

LEISURE

Wer in Stockholm ist, kommt am Wasser nicht vorbei: Etwa 30% der Stadtfläche sind mit Wasser bedeckt! Zu Recht wird Schwedens Hauptstadt also als eines der „Venedigs des Nordens“ bezeichnet und kommt mit über fünfzig Brücken zwar nicht an Europas brückenreichste Stadt (und Mimis Heimat) Hamburg oder die italienische Lagunenstadt (über 400 Brücken) heran, ist aber im Stadtbild ebenso geprägt von Wasserwegen und - genau - Brücken. Eine davon, die Djurgårdenbron, verbindet den Stadtteil Östermalm mit der „Garten-Insel“ der Stadt, Djurgården. Früher Königliche Jagdinsel, heute die „Grüne Lunge“ (des ohnehin sehr sauberen und „luftigen“) Stockholms. Und perfekt für einen lazy afternoon! Auf rund 280 Hektar ist Platz genug für Picknicker, Jogger, Planscher und alle, die Lust auf Abschalten haben. Man kommt über die Brücke oder mit dem Boot (Djurgården wird von mehreren Fähranlegern im Zentrum angefahren), ist keine halbe Stunde unterwegs und trotz allem komplett raus aus der Stadt. Am Schönsten ist die Anreise in einem der himmelblauen Waggons der nostalgischen Museumsstraßenbahnlinie 7 - in rumpeligen Wagen aus den 20er bis 40er-Jahren kommt man im Sommer im 10-Minuten-Takt auf die Park-Insel und wieder zurück. Mimi fuhr sogar einmal umsonst mit, da sie gerade nicht genug Kleinkronen dabei hatte - so sind die Schweden, seeehr freundlich! An den Wochenenden ist auch das Rollende Café unterwegs, das Kaffee, Tee und Süßgebäck in einem umgebauten Straßenbahnanhänger auftischt und damit perfekt für die fika (schwedisch für Kaffeepause) geeignet ist! Djurgården hat viel zu bieten, also ist eine kleine Stärkung im Vorfeld keine schlechte Idee - dann aber an Kleingeld denken ;)

Auf der zum Teil bewaldeten Insel angekommen hat man die Qual der Wahl: neben unendlich viel Grün finden sich hier eine ganze Reihe Museen (das Wasa-Museum, die Astrid-Lindgren-Erlebniswelt Junibacken, das Nordische Museum, zwei Aquarien und Skansen, das weltberühmte Freilichtmuseum), Vergnügungsparks wie der seit 1883 bestehende Tivoli Gröna Lund, schöne Gasthäuser aus dem 19. Jahrhundert und sogar Badestellen. Über 10.000 Meter Strand umgeben die Park-Insel - wer da keine Lust auf Spazierengehen hat, ist selbst Schuld! Denn Platz gibt es hier wirklich genug, so dass sich alle Erholungssuchenden, ob einheimisch oder nicht, getrost aus dem Weg gehen können. NOCH mehr Ruhe hat nur der Angler und der kann bei der guten Stockholmer Wasserqualität an Djurgårdens Ufern sogar auf Lachse hoffen! Nichts gefangen? Auch nicht schlimm. Clevere haben ein Picknick im Gepäck (dafür mal im schwedischen Supermarkt einkaufen gehen und alles einpacken, was man nicht kennt einen aber reizt!) Mimis Tipp: ein fischiges Picknick mit sauer Eingelegtem, Fischpaste aus Tuben, dazu am stilechtesten Knäckebrot. Das gibt es übrigens auch als süße Variante mit Zimt - sozusagen die verkekste Variante der Kanelbulle. Durchknuspern, was geht!) Alle ohne Picknick müssen auf Djurgården natürlich auch nicht darben, sondern kehren irgendwo ein und tanken noch mal ordentlich Luft, Wasser und Energie für die Rückkehr in die „richtige“ Stadt.

SHOPPING


Skandinavien ist bekannt für ausgeprägtes Stilgefühl und auch die Schweden achten besonders auf gutes Design! Ob Mode, Möbel, Schmuck oder Schnickschnack: Stockholm ist voller toller Läden, die wirklich keine Wünsche offen lassen und auch ohne dem Kaufrausch zu verfallen sehr lohnenswert sind! Im Zentrum findet man auf und um die Fußgängerzone Drottninggatan neben den europaweit bekannten Ketten (H&M (Heimspiel!), ZARA oder Topshop) auch Filialen von Weekday, Vagabond, Acne oder Filippa K. Geballter Skandi-Style zu teils sehr fairen Preisen. An sich aber nicht sehr spannend - wer die richtigen Schätzchen sucht, wird weiter südlich auf der Insel Södermalm fündig.

Wie in jeder „guten“ Großstadt war auch dieses Szeneviertel ehemals ein Schmuddelkind, aber wo sonst können sich die spannenden Dinge entwickeln als im zurückgelehnten Milieu der Unperfektion? Das ehemalige Arbeiterviertel im Südosten Stockholms hat sich zwar mal kurz das Gesicht gewaschen, es lottert aber immer noch herrlich entspannt vor sich hin. Nebenbei hat sich das Viertel zu DEM Zentrum für coole Läden und szenige Leute gemausert und das sollte mindestens einen Besuch wert sein (wer mal da war, kommt auch wieder!) Unbedingt kreuz und quer durch SoFo (South of Folkungagatan) treiben lassen und die kleinen Boutiquen, Cafés und Secondhandshops erkunden - ein zu straff organisierter Plan ist hier fehl am Platz, also gleich im Hostel oder sonst wo lassen.

Zwischen der Folkungagatan im Norden, der Erstagatan im Osten, Götgatan im Westen und dem Ringvägen im Süden kann man locker einen ganzen Tag vertrödeln. Bei gutem Wetter spielt sich das Leben draußen ab, was das Streunen nur noch besser macht, da man die Einheimischen so noch entspannter nach Tipps fragen kann. Und sind diese nicht immer die besten? Auf jeden Fall also viel Zeit damit verbringen, seinesgleichen zu beobachten (was man sowieso immer tun sollte!). Die Stockholmer sind nämlich nicht nur sehr freundlich, sondern in der Vielzahl auch sehr stylisch. Gut aussehen gehört in Stockholm irgendwie wie selbstverständlich dazu. Und wer nicht vorhat, seine Kronen im ein oder anderen Södermalmer Laden/Café/Club loszuwerden: Inspiration gibt es gratis, also Augen auf!